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20.04. 17:00

Turbostaat - "ALTER ZORN"

Einlass: 19:00 Uhr Beginn: 20:00 Uhr

Tickets unter: https://turbostaat.shop/tickets

„Wir können alles und alles können wir sein“ wurde sich bereits auf den letzten Fetzen unschuldiger Haut tätowiert. Seit Jahren wird lauthals die Aufforderung mitgeschrien, nicht so zu sein wie ich, sondern doch eher wie Deine Mutter. Die Frage, ob das Elternhaus oder gar der Kopf oder die gottverdammte Leere in nem viel zu kalten Herz der Grund ist, wird nach wie vor mit einem lapidaren „Wer weiß das schon“ beantwortet. Bei all dem wird nicht vergessen, dass es weiter geht. Voran! Voran!“

Okay, geschenkt: Friedfertig umarmt haben Turbostaat ihre Hörer*innen auf musikalischer Ebene Zeit ihres Bestehens ohnehin nie. Da war immer mehr Understatement und nordfriesische Nüchternheit als Charmeoffensive oder Frohmut, immer mehr Sehnsucht als Wohlbehagen, immer mehr Krach, wirre Worte und bärbeißige Mine zum bösen Spiel als gut gelaunter Humbug. Turbostaat-Musik, das ist Punkrock, dem Wattenmeer-Nebel in den Lungen hängt - seitdem sich die Band 1999 in der schleswig-holsteinischen Provinz formiert hat und auch ein Vierteljahrhundert später. Erst kürzlich - im Spätherbst 2024 - haben Marten Ebsen, Jan Windmeier, Rollo Santos, Tobert Knopp und Peter Carstens den fünfundzwanzigsten Geburtstag ihres zur Lebensgemeinschaft gewordenen Bandprojekts gefeiert.

Im Turbostaat’schen Gebälk tobt infolge harter, von Krankheit, Konzertausfällen und Gesamtscheiße gezeichneter Jahre zu viel »Alter Zorn«. Frei nach dem Motto »Es geht nichts mehr, es geht nichts mehr, doch gar nichts ist vorbei« war da einfach kein Platz für Rekapitulationen, Grown-Man-Punk oder ein abgeschmirgeltes ‚früher war alles besser‘- Album. »Alter Zorn« wurde produktionsseitig einmal mehr von Moses Schneider betreut und fühlt sich an wie ein reinigendes Gewitter in zwölf Akten: Kaum beherrschbar, hektisch, unverbraucht, aufgewühlt, schwarzmalerisch, stellenweise beinahe schaurig. Turbostaat-Mollmusik klingt, wie Turbostaat-Mollmusik klingt; das ist auch auf »Alter Zorn« so - nur hallen die schroff flatternden Riffs schlecht gelaunter, die Bassspuren harmoniezerberstender, die staubigen Rumpeldrums dumpfer, die Disharmonien forcierter und die Brüche im Sound radikaler denn je nach. Die einmal mehr von Gitarrist Marten verfassten und von Sänger Jan mit altbekannter Akzentuierung herausgeschrienen Lyrics werden hin und wieder beinahe von kontrapunktischen zerrenden Gitarrenwänden übertönt, Snare-Schläge erinnern zeitweise an bretternden Kugelhagel, in den Song-Dramaturgien wohnt Anarchie.

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